Simon Bayers Rückkehr in den Nordhäuser Ring

Vor zehn Jahren startete er als U18-Athlet, nun kehrt er als Aktiver zurück in den Ring beim Nordhausen Indoor Kugelstoßen. „Das ist schon verrückt und mir noch nie passiert“, sagt Simon Bayer, „dass ein Meeting zehn Jahre ausgesetzt war und jetzt wieder zurückkehrt.“ Als Einziger der gemeldeten Teilnehmer durchlebt der 27-Jährige an einem Tag die sportliche Vergangenheit wie Gegenwart dieses Meetings. Relikte dieser alten Zeit sind Bilder und ein grünes T-Shirt.

An das Damals kann er sich noch gut erinnern. „Ich war mit meinem Papa da. Nach dem Wettkampf gab es im VIP-Raum ein Meet & Greet mit den Aktiven wie den US-Amerikanern Ryan Whiting und Reese Hoffa. Ein paar Jahre später sollte Ryan Whiting für zwei Jahre mein Trainer werden. Er konnte sich aber nicht mehr an unser Treffen in Nordhausen erinnern.“ Aber Simon Bayer hat die Erinnerung, die ihn bis heute begleitet. Ebenso wie ein grünes T-Shirt, an das er sich noch erinnern kann. „Ich glaube ich habe es noch. Wenn ich es finde, dann bringe es mit.“

Simon Bayer vom VfL Sindelfingen kennt die Nordhäuser Wiedigsburghalle bereits. Foto: Verein.
Simon Bayer vom VfL Sindelfingen kennt die Nordhäuser Wiedigsburghalle bereits. Foto: Verein.

Geboren wurde er in den USA, ist teilweise dort aufgewachsen und kehrte aller zwei Jahre in die USA zurück. Und das Ende 2018, Anfang 2019 sogar sportlich. Auf einer Coachingplattform gab es dieses Onlineangebot des Weltklasse-Kugelstoßers Ryan Whiting. Simon Bayer entschied sich für den nächsten Schritt. Betreut wurde er teils aus der Ferne, teils vor Ort. „Ich hatte nicht das Glück auf ein College zu gehen. Ich bin dann zweimal im Jahr für vier Wochen in die USA gereist, um mit ihm und seiner Trainingsgruppe zu trainieren“, erzählt Simon Bayer. Zu dieser gehörten unter anderem Darrell Hill, Nick Ponzio und Chase Ealey. „Ich habe mich aber in dieser Zeit nicht so weiterentwickelt, wie ich es wollte“, sagt Simon Bayer, der das sportliche Projekt in den USA beendete und seit Oktober 2021 von Markus Reichle am Stützpunkt in Stuttgart trainiert wird. „Mit ihm kamen die Erfolge. Das letzte Jahr war mein erfolgreichstes.“

Simon Bayer qualifizierte sich für die Weltmeisterschaften in Eugene und die Heim-EM in München. Letztere entwickelte sie für ihn zu einem Wechselbad der Gefühle. Er zitterte sich ins große EM-Finale. „Ich habe es gar nicht mitbekommen. Mein Trainer wusste es eher als ich. Ich habe immer nur auf den Monitor unserer Gruppe geschaut und dachte, das Ding wäre durch. Mit ganz viel Glück habe ich mich ins Finale geschoben. Mein Trainer ist auf der Tribüne ausgerastet“, berichtet Simon Bayer, der am selben Abend im Finale stand und Elfter wurde. Unterstützung erfuhr er von ehemaligen Vereinskollegen auf der Tribüne. „Ich bin zwar in den USA geboren, aber groß geworden bin ich in der Nähe von Rosenheim, Wasserburg. Bis 2010 war ich im dortigen Verein aktiv. Ich habe noch alte Schulfreunde getroffen. Da war echt was los.“

„Thunderstruck“ soll die Norm für Istanbul bringen

Aus der jüngsten Vergangenheit zieht er enorm viel Kraft und Selbstvertrauen. Eben auch für das Hier und Jetzt. Nämlich seine Hallensaison. Nach seiner Rückkehr in der Vorwoche aus dem Trainingslager in Kienbaum, stand er am Wochenende erstmals wieder im Wettkampfring. Bei seinem Saisoneinstieg im Sindelfinger Glaspalast stieß er 19,55 Meter. Tags drauf in Luxemburg steigerte er sich um 24 Zentimeter auf 19,79 Meter. Eine bestimmte Weite habe sich der EM-Elfte für die Hallensaison nicht vorgenommen. „Ich will kontinuierlich meine Bestleistung steigern.“ Diese steht bei 20,12 Meter.

Wenngleich er schon ein wenig mit der Hallen-EM in Istanbul (Türkei; 2. bis 5. März) liebäugelt. „Dafür muss man die Norm von 21,20 Meter auch erstmal stoßen. Die Hallensaison hat nur sechs Wochen. Ich lasse mich einfach überraschen und genieße die Reise für mich selber“, verrät er seine Strategie. Eine andere Option wäre Punkte sammeln für die Weltrangliste. Doch das ist gar nicht so einfach. „Für mich muss ich wirklich nach Wettkämpfen suchen. Ich befinde mich gerade an dem Level, wo ich zittern muss. Ich stehe oftmals bei den größeren Meetings auf der Warteliste. Um sicher dabei zu sein, muss ich noch ein paar Zentimeter drauflegen“, weiß Simon Bayer. Womöglich ja schon in Nordhausen, wo er zu „Thunderstruck“ der australischen Hard-Rock-Band AC/DC auf Weitenjagd gehen wird. „Ich bin halt old school und mit dieser Musik groß geworden. Das ist für mich Kugelstoßen. Es ist vor allem laut.“ Herausgefordert wird der Deutsche Vizemeister unter anderem von Bob Bertemes. Der Luxemburger überzeugte jüngst bei seinem Heimwettkampf mit Hallen-Meetingrekord von 20,78 Metern.

Die weiteren Starter sind: Christian Zimmermann (Kirchheimer SC), Silas Ristl (LAC Essingen), Eric Maihöfer (VfL Sindelfingen), Jakub Szyszkowski (Polen), Jander Heil (Estland), Stefan Wieland (Schweiz), Odysseas Mouzenidis (Griechenland)

Restkarten für das Event bekommt man noch folgendermaßen:

  • Erwachsene 6 Euro, Schüler und Studierende 4 Euro (Nachweis erforderlich), Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt
  • im stationären Vorverkauf: Kunden der Nordhäuser Energieversorgung und Kreissparkasse zahlen 4 Euro nur in den EVN-Kundenzentren und den Filialen der Kreissparkasse
  • Vorverkaufsstellen: Stadtinformation (Markt 1), Landratsamt Nordhausen (Behringstr. 3), Energie-Service-Center (Rautenstr. 9), EVN-Kundenzentrum (Str. der Genossenschaften 93), Kreissparkasse Nordhausen Hauptgeschäftsstelle (Kornmarkt 9), KSK-Filialen in Nordhausen, Harztor, Heringen, Bleicherode, Wipperdorf, Ellrich und Sollstedt
  • online bei Eventim (Restkarten verfügbar)

Text: Sandra Arm (Pressesprecherin)