
Freudestrahlend mit Deutschland-Fahne: Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye ist in Nordhausen fast an jeder Ecke präsent. Ob großflächiger Aufsteller, Banner oder Plakat – die 26-Jährige wirbt für das 16. Internationale Kugelstoß-Meeting „Nordhausen Indoor“ am Samstag, 25. Januar, in der Wiedigsburghalle. „Sie ist das Gesicht, um sie dreht sich alles“, betont Meeting-Chef Werner Hütcher und zeigt sich über ihren erneuten Start sehr dankbar.
Um sie dreht sich wirklich alles. Der unerwartete Sieg bei den Olympischen Spielen in Paris hat das Leben von Yemisi Ogunleye gehörig durchgewirbelt. „Nach den Olympischen Spielen hatte ich noch drei Wettkämpfe, musste ganz normal weiter trainieren. Als die Saison vorbei war, habe ich zwei Wochen pausiert. Der Medienrummel ging dann erst richtig los. Auf sowas kann man sich nicht unbedingt vorbereiten“, sagt die Vize-Sportlerin des Jahres, die sich in dieser Zeit auf ihr tolles Team im Hintergrund verlassen konnte. „Ich habe ein Trainer- wie Managementteam, das mir da wirklich gut den Rücken freigehalten und mir geholfen hat, Entscheidungen zu treffen, was vor allem Anfragen betrifft.“
In ein Loch sei sie nach ihrem grandiosen Goldtriumph nicht gefallen. Für den nötigen Abstand sorgten Familie und Freunde, Gespräche taten ebenfalls gut. Diese Komponenten haben ihr geholfen, am Boden zu bleiben. „Ich habe gesagt, ich will die Freude am Sport nicht verlieren und mit der Einstellung einfach in die kommende Saison starten“, sagt die sympathische Sportlerin. Stets an ihrer Seite ihre Trainer Iris Manke-Reimers. Selbst bei der Videokonferenz, wo ihre Trainerin zunächst im Verborgen blieb. Kurze und flüchtige Blickkontakte von Yemisi Ogunleye zur Seite verriet, da war noch jemand. Neben ihr saß die „Mutter des Gold-Erfolgs“, die sogleich in die Gesprächsrunde involviert wurde.
„Yemi ist in sich so gefestigt, dass sie auch selbst die Reißleine zieht und sagt: So jetzt kann ich nicht mehr und will ich nicht. Man muss auch Sachen absagen. Nein sagen ist wichtig!“, betont Iris Manke-Reimers nachdrücklich. Ihre Athletin verstärkt: „Das ist wichtig wie auch im Sport, dass man seine Grenzen einfach kennt und man muss diese auch verteidigen.“ Für das Nordhäuser Organisationsteam um Meeting-Chef Werner Hütcher gab es ein klares „Ja“ für einen Start. Nach ihrem Vorjahreserfolg mit Meetingrekord von 19,57 Metern ist bei Yemisi Ogunleye eine gewisse Vorfreude auf ihre Rückkehr zu spüren. „Ich freue mich, dass ich wieder dabei sein darf.“
Letztlich war ihr Auftritt in Nordhausen die Initialzündung für ein Wahnsinnsjahr mit dem Olympiasieg als Krönung. „Im letzten Trainingslager vor Nordhausen habe ich schon gemerkt, dass ich ordentlich was drauf habe – und bei der Atmosphäre konnte ich nicht anders als weit zu stoßen.“ Der Wettkampf habe ihr einen enormen Zuspruch und die Zuversicht für das weitere Jahr gegeben. „Er hat mir sehr geholfen, er hat mir Mut zugesprochen, dass ich an diesem Tag die doppelte Weltmeisterin (Anmerk. Chase Jackson) geschlagen habe. In meinem ersten Wettkampf, der erste Stoß gleich persönliche Bestleistung und Meetingrekord, das war einfach nur mega.“ Bei ihrem zweiten Start setzt sie erneut auf das fantastische Publikum und die grandiose Stimmung. „Wie weit ich stoßen werde, das werden wir dann an dem Tag sehen.“ Wichtig sei ihr ein guter Saisoneinstieg, der Hauptfokus liege auf den internationalen Höhepunkten – Hallen-EM in Apeldoorn (Niederlande; 6. bis 9. März), Hallen-WM in Nanjing (China; 21. bis 23. März) und WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September). „Dementsprechend ist die Trainingsvorbereitung eher auf diese Wettkämpfe ausgelegt. Die Wettkämpfe davor nehmen wir mit, um eine gewisse Ausdauer zu erlangen und mich mental auf die Großereignisse vorzubereiten. Wie man im letzten Jahr gesehen hat, mein Trainerteam bereitet mich auf die allerwichtigsten Wettkämpfe vor“, sagt Yemisi Ogunleye, die sich mit drei internationalen Medaillen belohnte.
Ihre Medaillensammlung könnte sie in diesem Jahr um weitere internationale Titel erweitern. Aber als Titeljägerin sieht sich die EM-Dritte nicht: „Ich will mein Maximales aus mir herausholen, Freude am Sport haben und irgendwo in der Weltspitze ankommen, aber ich jage jetzt nicht der nächsten Medaille hinterher. Das ist nicht mein persönlicher Ansporn. Ich glaube, ich wäre heute nicht da, wenn das mein einziges Ziel gewesen wäre. Es gibt noch den EM- und WM-Titel, aber wenn ich mich immer nur auf Gold konzentriere, kann es sein, dass ich auf dem Weg irgendwo die Freude und die Leichtigkeit verliere.“ Genau jene Gefühle, die sie im Ring verkörpert und zu der Athletin machen, die sie ist.
Auf dem Weg zu den internationalen Höhepunkten wird sie sich auf viele weitere Wettkämpfe freuen dürfen. „Ich bin auf jeden Fall mit dem Angebot in diesem Jahr zufrieden. Ich freue mich total auf die Wettkämpfe in Deutschland selbst, bei denen Kugelstoßen nicht nur wie in Nordhausen in den Mittelpunkt gerückt werden. Das hilft unserer Sportart und unserer Disziplin enorm – und darüber freue ich mich total.“
In der lockeren Gesprächsrunde verriet sie außerdem ihre drei festen Rituale vor jedem Wettkampf: ein Spaziergang, Musik als Einstimmung auf die Ohren und die Suche nach einem Bibelvers, der sie durch den Wettbewerb begleitet. Außerdem dürfen sich die Athleten in Nordhausen ein Lied für ihre Versuche wünschen. Bisher habe sie noch keins ausgewählt. „Iris und ich schauen uns sehr oft das Video von Nordhausen an. Ich glaube, ich nehme das Lied nochmal. Das war so toll, wie alle mitgeklatscht haben“, platzt es plötzlich aus der Weltklasse-Sportlerin heraus.
Womöglich sogar ein gutes Omen. Sie sei guter Dinge und fühle sich körperlich in einem guten Zustand: „Ich habe mir in den letzten zwei Jahren eine wirklich gute Basis aufgebaut, auf der wir jetzt weiter aufbauen können. Einen Monat später anzufangen mit dem Training hat immer hier und da seine Nachteile, aber ich bin gespannt wie sich das auf die Weite auswirken wird. Ich bin aber sehr locker und freue mich auf die Wettkämpfe vor allem national.“ Es ist ein anderes Wintertraining wie noch im letzten oder vorletzten Jahr – es ist anders, merkt Iris Manke-Reimers an. „Das ist einfach die Qualität statt Quantität.“
Angesichts der tollen Saison mit dem Olympiasieg stellte sich die Frage nach der weiteren Motivation. Iris Manke-Reimers bittet um Geduld: „Das ist natürlich sehr schwierig nach einem Olympiasieg. Was kommt dann noch? Sich da wieder neu zu fokussieren, ist schon schwierig auf den Sport. Wir versuchen es gemeinsam, und werden es auch schaffen.
Davon bin ich ganz fest überzeugt, aber es dauert eben etwas.“ Was ihnen jedoch keiner mehr nehmen kann, das sind die Erinnerungen, Bilder, Emotionen wie Erfolge aus einem grandiosen Jahr 2024, das mit einem Knalleffekt in der Nordhäuser Wiedigsburghalle seinen Anfang nahm.
Infos Kartenvorverkauf: Der Vorverkauf ist online unter https://nordhausen-indoor.de wie stationär in ausgewählten Vorverkaufsstellen im Landkreis Nordhausen in vollem Gange. Die Nordhäuser Energieversorgung und die Kreissparkasse bieten ihren Kundinnen und Kunden die Indoor-Karten zum Vorzugspreis von 4 Euro an. Erhältlich sind die Karten in den EVN-Kundenzentren in der Straße der Genossenschaften und in der Rautenstraße sowie in den Filialen der Kreissparkasse Nordhausen. Außerdem gibt es die Indoor-Karten zum regulären Eintrittspreis von 6 Euro für Erwachsene und 4 Euro für Schüler und Studierende in der Stadtinformation Nordhausen und im Bürgerservice des Landratsamtes sowie bei der EVN und Sparkasse. Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt.
Informationen rund um das Nordhausen-Indoor unter https://nordhausen-indoor.de
Sandra Arm
Pressesprecherin „Nordhausen Indoor“